30. April 2022
Mein Block? Dein Block? – Unser Block!
Die 4-Stunden-Liga lädt ein: Politischer Input & Party
Kulturzentrum Färberei
ab 20:00 Uhr
Einlass: 2G
(bitte eigenverantwortlich testen, bevor ihr teilnehmt)
1. Mai 2022
Teilnahme an DGB-Kundgebung
Start: Königsplatz
ab 10:00 Uhr
Kämpfe um Zeit.
Wo stehen wir heute?
Diskussionsrunde rund ums Thema Arbeitszeitverkürzung; aus betrieblicher, gewerkschaftlicher und wissenschaftlicher Perspektive.
Datum, Zeit & Ort werden noch bekanntgegeben.
Vorwärts und nicht vergessen…
Zukunft erkämpfen. Radikale Arbeitszeitverkürzung jetzt!
Noch bevor die gesellschaftliche Linke auf die sozialen Folgen der anhaltenden Corona-Pandemie wirklich reagiert hat, stehen wir mit der von der Bundesregierung verkündeten „Zeitenwende“ abermals vor tiefgreifenden Veränderungen in Politik und Gesellschaft, die nichts Gutes verheißen.
In der Pandemie wurden die Rechte der Beschäftigten eingeschränkt und es wurde von ihnen eine hohe Opferbereitschaft gefordert, während große Unternehmen umfassende staatliche Finanzspritzen erhielten und ihre Börsenwerte teils explodierten. Grundlegende Arbeitszeitregelungen zum Schutz der Beschäftigten wurden gerade in den schlecht entlohnten und bereits im „Normalzustand“ völlig überlasteten Arbeitsbereichen der kritischen Infrastruktur per Verordnung aufgehoben. Die Pandemie hat uns nicht nur überdeutlich vor Augen geführt, welche Tätigkeiten tatsächlich unverzichtbar für die Gesellschaft sind, sondern auch, wie schlecht es gerade um diese Bereiche steht, die dem menschlichen Leben und der menschlichen Fürsorge verpflichtet sein sollten. Gerade die Krankenhäuser, Pflegeheime und Kindergärten sind weiterhin von Personalmangel, schlechter Bezahlung und struktureller Überlastung geprägt. Weil alles Wichtige zugunsten der Wirtschaft geopfert wird, werden Kinder von überarbeiteten Erzieher:innen, die ihr Bestes geben, aber eben auch nicht für drei arbeiten können, versorgt, im Krankenhaus werden Patient:innen auch dann nach Hause geschickt, wenn sie noch nicht richtig gesund sind, und am Ende eines Lebens voller Mühsal erwarten uns Pflegeheime, die eher Verwahranstalten gleichkommen, in denen die Alten dahinsiechen, wenn sie denn nicht an Corona sterben. Auch deswegen benötigen wir eine massive Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen in den Pflege-, Sozial- und Erziehungsberufen.
Stattdessen erleben wir unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine eine massive Aufrüstungskampagne für die Bundeswehr. Schon jetzt überschreiten die Militärausgaben die gesamten Finanzmittel der Ministerien für Bildung und Wohnungsbau, Umwelt und Ernährung, Familie und Soziales um ein Vielfaches und zeigen damit deutlich, wo die Prioritäten von Politik und Wirtschaft liegen. Mit dem Widereinsetzen der Schuldenbremse erwarten uns in den nächsten Jahren rigide Sparmaßnahmen, die diejenigen am härtesten treffen werden, die bereits jetzt am stärksten unter den aktuellen Preissteigerungen zu leiden haben. Fassungslos und mit Schrecken blicken wir auf die Bombardierung ukrainischer Städte und die russischen Gräueltaten. Aber Putins Angriffskrieg steht in keinem direkten Verhältnis zur heraufbeschworenen „Zeitenwende“; mit deutscher Hochrüstung ist noch kein Leben in der Ukraine gerettet. Im Schatten des Krieges sollen die Probleme, die während der Pandemie offen zu Tage getreten sind, und die auf uns zurollende Klimakatastrophe gleichermaßen verblassen, während die Gegenwart immer düsterer erscheint und wir abermals um unsere Zukunft gebracht werden.
Im Gegensatz zu dem, was Politik und Wirtschaft für uns bereithalten, beobachten wir zur gleichen Zeit einen wachsenden Unwillen vieler Beschäftigter, für ein leeres Zukunftsversprechen immer weitere Zumutungen des krisenhaften Profitstrebens der Privatwirtschaft auf sich zu laden. In den USA haben seit dem letztem Jahr mehr als 33 Millionen Menschen ihren Job gekündigt, weil sie nicht mehr bereit sind, ihre Lebenszeit für die eher schlecht als recht bezahlte Plackerei zu vergeuden und sich mehr vom Leben erwarten. In zahlreichen europäischen Ländern werden kollektive Modelle der Arbeitszeitverkürzung gefordert und erprobt – ob der 6-Stunden-Tag in Schweden oder die 4-Tagewoche in Island und in einzelnen Unternehmen und Branchen in Spanien, Großbritannien und Finnland. Vielerorts werden angesichts ökonomischer Umwälzungsprozesse und Produktivitätssteigerungen die Forderungen nach einer bedürfnisorientierten Arbeitszeitbeschränkung laut, weil die Beschäftigten nicht mehr bereit sind, das eigene Leben für das kapitalistische Gewinnstreben, das Überlastung auf der einen und Erwerbslosigkeit auf der anderen Seite produziert, zu opfern. In Österreich machen die Gewerkschaften seit einiger Zeit erfolgreich Druck und vertreten offensiv die 4-Tage-Woche als gesundheitspolitische Maßnahme, als familienfreundliches Modell und als Beitrag zum Klimaschutz. Erst gerade konnte sich ver.di mit der AWO Bayern in Augsburg auf die Einführung der 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in der Pflege sowie im Sozial- und Erziehungsdienst einigen, um diese oftmals von Frauen ausgeübten Berufe attraktiver zu machen. Dass überdies aufgrund der Produktivitätsfortschritte 100 Jahre nach der Erkämpfung des 8-Stunden-Tags radikale Arbeitszeitverkürzung geradezu zwingend ist, hat selbst der Papst eingesehen und eingefordert.
Auch wir schließen uns der Forderung an und fordern eine Zukunft nach unseren Bedürfnissen, in der Mühsal und Existenzangst der Vergangenheit angehören. Wir fordern eine Arbeitswelt, die bewusst organisiert und gestaltet ist – im Sinne der politischen Ökonomie der Arbeiter:innenklasse.
Wir wollen Arbeitszeitverkürzung statt ‚Zeitenwende‘. Für eine demokratische, geschlechtergerechte und klimaverträgliche Gesellschaft und eine solidarische Zukunft nach unseren Bedürfnissen.
Lasst uns diesen Kampf um unsere Zukunft in die Betriebe und in die Gewerkschaften, in die Schulen und Universitäten, auf die Straße und in die Parlamente tragen.